Montag 08. August 05
Pisa – Livorno – San Vincenzo
Fahrzeit 6:17 h – Tages-km 104 – Gesamt-km 1598 – Temperatur 15-36°C
– erkletterte Höhenmeter 5442 m
Schon um halb acht am Morgen stehe ich auf dem „Platz der Wunder“ dem Domplatz in Pisa und bestaune das „Trificium“ (eigene Wortprägung aus tri = drei und aedificium = Bauwerk). Es ist ein Musterbeispiel mittelitalienischer Romanik, dieses architektonische Ensemble, – bestehend aus Baptisterium, Dom Santa Maria Assunta und Campanile („Schiefer Turm“), – das im 11. und 12. Jahrhundert aus blendend weißem Carrara-Marmor errichtet wurde; eine vollendete, stilistisch reine Meisterleistung.
Dennoch drängt es mich unaufhaltsam weiter, ich bin wieder auf der Via Aurelia, auf dem Weg nach Livorno fahre ich auf einer schattigen, schnurgeraden Pinienallee, und erreiche die Stadt, die wieder ganz nahe am Meer liegt. Es ist heute gerade Markttag, und weil ich solche Märkte liebe, schlendere an den Ständen ein wenig auf und ab. Ich genieße die Situation, nicht ohne ein kleines Gespräch mal hier mal da. So bewundere ich an einem Obststand eine Weinrebe von solcher Größe, dass ich die Verkäuferin ein Foto machen zu dürfen. So habe ich mit einem „Klick“ gleich zwei schöne Objekte eingefangen. Das Tyrrhenische Meer ist stets gegenwärtig, eine praktisch ununterbrochene Reihe von Ständen und Jachthäfen gesäumt von Schirmpinien; dann wieder Ferienbungalows, Zeltplätze und Wohnwagenparks. Zwischen La Spezia und Livorno bin ich im Mündungsgebiet des Arno, danach rücken die Berge wieder nahe ans Meer heran, es geht öfters mal wieder auf und ab, was mir jedoch keine großen Schwierigkeiten macht.
Kurz nach Mittag ich fahre mal wieder etwas träge vor mich hin, da überholt mich eine große Jugendgruppe auf Rädern, ich zähle 24 Personen und als letzter hinterher ein Erwachsener. An Rädern und Ausrüstung erkenne ich, das sind Deutsche. Ein Stück weiter hole ich die Gruppe ein, weil sie Pause machen. Ich spekuliere vielleicht ein Lateinkurs, der mit seinem sehr engagierten Lehrer unterwegs ist. Jedenfalls wiederholt sich dieses Überholmanöver noch ein paar Mal, bis ich endlich mit dem Gruppenleiter ins Gespräch komme. Ich erfahre, sie sind eine evangelische Jugendgruppe aus Rosenheim, zunächst mit dem Zug bis zum Brenner gefahren und von da aus auf ihren Rädern unterwegs nach Rom. Der Leiter, erzählt mir er macht das schon seit etlichen Jahren, kennt sich also auf dem Weg bestens aus. Ich frage, ob ich mich ein bisschen anschließen darf; es tut gut mal wieder Deutsch zu sprechen, so radle ich als letzter hinter der Gruppe her. Es sind 16 bis 18 jährige Mädchen und Jungen, und ich merke gleich, sie fahren sehr diszipliniert und sind äußerst motiviert, um möglichst bald ans Ziel zu kommen. Am Abend auf dem Camping in San Vincenzo, wollen sie mich zum gemeinsamen Abendessen einladen, gerne hätte ich das getan, aber ich habe schon meine Nudeln bereitet, vielleicht ein anderes Mal. Von Ihnen erfahre ich auch, dass sie in Ostia am Strand auf einem Campingplatz aufsuchen, um von da aus für einen Euro täglich nach Rom hinein zu fahren. Vielleicht werde ich das auch so machen.
Eine wenig Ärger noch an diesem Abend; während ich mit dem Rad zum Duschen fahre, habe ich meinen Kilometerzähler verloren. Geklaut oder verloren, jedenfalls ist er weg, und ich werde morgen mich irgendwo um Ersatz bemühen müssen. Vielleicht nehme ich mir bei meiner nächsten Tour gleich einen zweiten mit. Also werde ich morgen in aller Frühe leider wieder alleine weiterziehen mit einem kleinen Umweg über Piombino, Hoffendlich treffe ich die freundliche Gruppe noch einmal wieder.