Samstag 17.07.04
von Hospital de Orbigo nach Astorga
– Fahrzeit 1,25h – Wegstrecke 18km – Summe 1857km – Temperatur um 20°C
Diesmal wird es nur eine ganz beschauliche Minietappe, denn ich kann mir ausrechnen, dass ich ohne jede Anstrengung bereits in 4 Tagen am Ziel ankommen kann. Das sind nach meinem Plan noch 286 km und etwa 70 km pro Tag. Der Gewaltakt durch die Meseta hat sich also gelohnt. Nun kann ich die landschaftlich schöne Strecke in aller Muße genießen. Auch möchte ich ja gerne wieder in der „Nobelherberge“ von San Xavier in Astorga übernachten und mache mich auf den Weg. Wieder mal bin ich auf dem beschwerlicheren aber um so schöneren Pilgerweg, er läuft gerade auf Astorga zu.
Unterwegs treffe ich die junge Französin aus Nantes, mit der ich gestern Abend bis spät in die Nacht geplaudert habe. Zusammen mit ihrer Freundin gehen die beiden schwer bepackt den Weg zu Fuß. Nachts sind alle Katzen grau, denke ich noch bei mir, aber das bestätigt sich diesmal nicht, denn bei Tag betrachtet sieht sie noch viel hübscher aus als als gestern Abend in der Dunkelheit. Ich mache ein paar Fotos und verabschiede mich von den beiden, leider habe ich sie nicht wieder gesehen und kenne auch nicht ihre Email-Kontakte .
Das schwere Gewitter von gestern Abend hat sich verzogen und die strahlend leuchtende Sonne zeigt die Natur in ihrer schönsten Pracht. Bald darauf komme ich in Astorga an und begebe mich direkt zur Herberge vorbei an der Kathedrale und Gaudis Bischofspalast.
Kein Bischof ist da je eingezogen denn jetzt beherbergt das Gebäude ein Pilgermuseum. Mein Bett kann ich mir aussuchen, weil es ja noch früh am Tage ist, ein Einzelbett direkt am Fenster, übrigens das gleiche wie voriges Jahr. Nach der Dusche, Wäsche waschen und dann ein Stadtbummel durch die Altstadt.
Als ich zur Herberge zurückkomme, werde ich von Corine zu einem Glas Wein eingeladen. Schon wieder eine Französin, sie kommt mit dem Rad von Irland und ist auf dem weg nach Santiago, um dort eine Arbeit aufzunehmen. Eine Power Frau, so habe ich den Eindruck. Nach dem ersten Glas folgt noch ein zweites und später wird daraus die Einladung zu einem Abendessen. Während ich noch zögere, ob ich die Einladung annehmen soll, weil ich mich kaum bei ihr revanchieren kann, hilft sie mir: „Ou bien à moi, ou à un autre pèlerin, c’est la même chose“ (entweder an mir oder an irgendeinem anderen Pilger, könne ich etwas gutes tun, das ist das gleiche). So macht sie mir die Entscheidung etwas leichter. Zum Rotwein essen wir Hackbällchen, Nudeln und Salat. Zumindest kann ich nachher mit einem Kaffee aufwarten. Ach ja auch Luis ist heute in dieser Herberge angekommen, kommisch, dass man sich immer wieder trifft.
Reiseweg